Ich habe mein erstes Interview geführt und zwar mit der Self-Publishing Autorin Malin Wolf, die gerade mit ihrer Drachenkrieger-Serie durchstartet. Lest selbst, was sie mir für Antworten gegeben hat ...
Hallo Malin,
erzähl den Lesern
doch bitte, wer hinter Malin Wolf
steckt.
Band 1 ihrer Drachenkrieger |
Wann hast du deine
erste Geschichte geschrieben und seit wann hast du dich bewusst dazu
entschieden, mehr aus deinen Geschichten zu machen?
Meine erste Geschichte habe ich mit sechs Jahren
geschrieben. Da gab es jemanden, der behauptete, weil meine Schönschrift eher
einem Arztrezept ähneln würde, könne ich nicht richtig schreiben. Da habe ich
mich dann eben eine halbe Stunde hingesetzt und mein erstes Märchen
geschrieben. Bis zur Entscheidung, zu versuchen meine Bücher zu
veröffentlichen, war es dann doch ein sehr langer Weg. Aber nachdem ein
Arbeitskollege mit fachlichem Hintergrund (er ist selber Autor, Kleinverleger und
Kinderbuchpreisgewinner) meinte, er sei sich sicher, ich könne zu den wenigen
Autoren gehören, die von ihren Büchern leben könnten, habe ich angefangen zu
recherchieren.
Freunde haben dich
dazu ermutigt, deine Drachenkrieger-Serie
selbst zu veröffentlichen. Wie lange hast du gebraucht, um dir ganz sicher zu
sein, dass es das Richtige für dich ist?
Das ging sehr schnell. Ich habe viel gegoogelt, auf
Facebook in den Autorengruppen recherchiert, den Buchmarkt beobachtet und dann
die Chance ergriffen, die Amazon genau zeitlich passend zu diesem Moment den
Selfpublishern anbot.
Hast du deine
Geschichten schon einmal zu einem Verlag geschickt oder hast du dich gleich
davon überzeugen lassen, dass Self-Publishing
die neue Art der Veröffentlichung ist?
Ich habe alle meine Bücher an Verlage und Agenturen
geschickt. Am liebsten wäre mir ein Vertrag mit einer Agentur gewesen, nur
leider gibt es in Deutschland kaum eine Seriöse, die sich mit meinen Genres
befasst. Leider musste ich dabei erkennen, dass die meisten großen Verlage in
erster Linie Wirtschaftsunternehmen sind, denen ein kurzfristiger Werbeerfolg
wichtiger, als die Veröffentlichung „guter“ Unterhaltungsliteratur ist. Logisch
kann ich das nachvollziehen, praktisch bedeutet das, dass Autoren in der Regel
schlecht behandelt werden. Nach dem Motto: „Schicken sie uns ihre Manuskripte,
wir melden uns frühestens nach drei Monaten. Wenn wir uns nicht melden, wollen
wir ihre Bücher nicht.“ Und es gibt meistens noch nicht einmal eine
Eingangsbestätigung. Das heißt, der Autor hängt von Anfang an in der Luft und
wird immer weiter zappeln gelassen. Am Ende, wenn er denn dann einen Vertrag
ergattern konnte, ist er derjenige, der am wenigsten verdient. Oft bekommt er
nur zwischen 10 Cent bis maximal einem Euro pro verkauftem Buch. Wobei ein Euro
eher Schriftstellern wie J.K.Rowling vorbehalten bleiben. Die Masse der über
Verlage veröffentlichenden Autoren können von ihren Büchern nicht leben. Und
dann hat man noch nicht einmal ein Mitspracherecht beim Cover etc. Ja, ich habe
Angebote von zwei „seriösen“ Verlagen und einer Agentur bekommen. Doch nachdem
ich die Verträge geprüft habe, wurde mir schnell klar, dass es eine große
Diskrepanz zwischen den per Email gegebenen Zusagen und der tatsächlichen
Verlagsleistung gab. Also habe ich beschlossen, lieber weniger Bücher verkaufen
zu können, dafür aber einen fairen Gegenwert zu bekommen, statt mich als
„Newcomer“ mies behandeln zu lassen und anderen die Geldbörsen zu füllen. Ich
finde es sehr erstaunlich und bedenklich, wer alles wie viel von der Arbeit
eines Schreibenden verdient, während dieser kaum über die Runden kommt. Kein
anderer Künstler würde es akzeptieren, wenn beispielsweise die Galerie von
einem verkauften Bild nur 7 % vom Nettoverkaufspreis (also der Nettoladenverkaufspreis
abzüglich aller Unkosten) auszahlen würde. Jeder Maler mit ein wenig Herz und
Temperament würde den Galeriebesitzer eher mit seinem Bild verprügeln, als zu
solchen Bedingungen zu arbeiten.
Wann kam dir die
Idee zu deinen Drachenkriegern? Haben Sirrusch und Ari (oder auch andere
vielleicht noch auftauchende Charaktere) reale Vorlagen oder sind sie allein
deiner Muse entsprungen?
Die Idee zu der Reihe entstand, als ich mit Grippe
im Bett lag und weder Fernsehen noch lesen konnte, weil mir alles vor Augen
verschwamm. Also habe ich die Schrift meines Laptops auf Größe 24 gestellt und
auf einem Frühstückstischchen im Bett zu schreiben begonnen. Und nein, es gab
keine realen Vorlagen. Sie sind mehr eine Mischung aus verschiedenen Personen,
die mich irgendwann fasziniert haben. Zum Beispiel habe ich bei Ari die junge
Gina Lollobrigida vor Augen, aus dem Film „Der Glöckner von Notre Dame“. Dann
Victoria aus „Twilight“, wundervoll gespielt von Rachelle Lefevre mit ihren
rotzüngelnden Haaren. Dazu ein wenig Katharine Hepburn und Rachel Weisz mit
einem Hauch Angelina Jolie. Bei Sirr ist es eine Mischung aus Val Kilmer
gemopst aus „The Saint“, dem Körper von Dolph Lundgren aus „RockyIV“ und der
Präsenz eines Unterweltbosses. Das ganze gewürzt mit Chris Hemsworth aus
„Thor“. Und bei dem nächsten auftauchenden Drachenkrieger Takere, habe ich
einige Spieler der All Blacks und ihre Haka-Darstellungen vor Augen.
Ari ist eine Mischung aus Angelina Jolie, Gina Lollobrigida, Rachel Weisz, Katharine Hepburn und Rachelle Lefevre Bildquelle: de.wikipedia.org, imdb.com, twilightsaga.wikia.com |
Die Idee deine Serie als eine Art Groschenroman herauszubringen, ist, finde ich, ziemlich neu und interessant. Wie kamst du dazu und hast du schon eine bestimmte Anzahl an Bänden im Visier, bis die Drachenkrieger ihren erholten Schluss bekommen?
Da ich selber eine unersättliche Leserin bin (drei
komplette Schulbibliotheken und diverse Buchläden waren meine Opfer), hat es
mich immer geärgert, wenn meine Lieblingsbücher keine oder schlechte
Fortsetzungen bekamen. Ich habe in jüngeren Jahren sogar begonnen, einen
zweiten Teil zu „Vom Winde verweht“ zu schreiben, weil ich den tatsächlichen
Folgeband so schrecklich schlecht und in einem völlig anderen Stil geschrieben
fand. Als ich zehn Jahre alt war, hatte ich eine kurze, intensive Lesephase mit
der Groschenromanreihe „John Sinclair“, die ich allerdings dann beendete, weil
sie sich ständig wiederholte, stilistisch platt geschrieben war und mich zu
langweilen begann. Aber der Grundgedanke, das Prinzip dahinter, hat mich
fasziniert. Wieso also nicht etwas ähnliches mit dem Genre Romantic Fantasy
versuchen? Natürlich gibt das Format bestimmte Beschränkungen vor. Man kann eben
nicht jede Gefühlsregung, jeden Gedanken bis ins letzte beleuchten, wenn man
nur 60 bis maximal 120 Taschenbuchseiten für eine runde, in sich stimmige,
abgeschlossene Story hat. Und man muss darauf achten, nie zu viel zu verraten,
damit der Leser voller Spannung auf den nächsten Band wartet. Wenn man dann
noch genug Phantasie für neue Drachen und ihre Krieger hat, steht einer
unendlichen Geschichte nichts im Wege. Glücklicherweise habe ich einige sehr
engagierte Fans der ersten Stunde, die mich immer wieder bitten, nach ihren
persönlichen Vorlieben Krieger und ihre Gefährtinnen/Gefährten zu entwerfen.
Das ist ein sehr spannender und kreativer Prozess, der mir sehr viel Freude
macht.
Wie war es für
dich, die erste Rezension zu Drachenliebe
zu bekommen? Hast du das ausgiebig gefeiert oder dich einfach nur riesig
gefreut, ohne großes Tamtam?
Da ich meine Drachenkrieger ursprünglich auf einem
Schreibportal veröffentlicht habe, hatte ich schon recht viele, durchweg
positive Reviews bekommen. Die Kritiken dort waren immer sehr fair und
objektiv, sie haben mir geholfen, zu erkennen, wie meine Charaktere auf den
Leser wirken. Das erste Review war natürlich mit Herzrasen ohne Ende verbunden,
und auch die nächsten fünfzig haben mich wild auf der Stelle rumhüpfen lassen.
Danach habe ich mich immer noch sehr über jede Rückmeldung gefreut, allerdings
lernte ich dann, damit anders, irgendwie professioneller, umzugehen. Aber die
erste Rezension war dann doch wieder ganz anders. Ein Rezensent geht einfach
ganz anders mit deiner Story um, als ein Leser/Fan auf einem Schreibportal. Und
ich hatte schon die Sorge, dass man mit dem Format nicht umgehen kann oder mag.
Dass es als zu kurzweiliges Vergnügen abgestempelt würde. Dabei soll es nichts
anderes sein. Eine kurzweilige, schöne Unterhaltung des Lesers, um einen Moment
vom Alltag in eine Traumwelt fliehen zu können. Doch erfreulicherweise scheinen
da die Rezensenten ähnlich wie meine Fans zu empfinden. Deswegen hüpfe ich
bestimmt auch bis zur Nummer 50 Löcher ins Parkett, um mich danach etwas
gesitteter weiter zu freuen.
Wie hättest du
weitergemacht, wenn dein erster Band nicht solches Feedback bekommen hätte?
(Was zum Glück nicht geschehen ist ;D)
Ich hatte mir vorgenommen, in dem Fall trotzdem
weiter zu schreiben, allerdings dann nur noch zu meinem Privatvergnügen. So,
wie es ursprünglich auch gedacht war. Allerdings hat man neben seinem
Multijobbing eben nicht so viel Zeit zum Schreiben, wie man es gerne möchte.
Deswegen freue ich mich umso mehr, weil es so aussieht, als könnte ich mich auf
dieses neue Standbein doch sehr viel zuverlässiger stützen, als ich es gehofft
hatte.
Aus Chris Hemsworth, dem Körper von Dolph Lundgren und Val Klimer entsteht Sirr Bildquellen: de.wikipedia.org, imbd.com |
Hast du Vorbilder,
die dich in deiner Entwicklung zur Autorin geprägt haben?
Jede Menge und doch Keines. Vorbilder verleiten
dazu, ihnen gleichen zu wollen. Was meiner Meinung nach jedoch höchst
gefährlich ist, da man damit seine Individualität aufgeben würde. Da ich aber
Unmengen an Büchern verschlungen habe, denke ich, sie haben mich mehr
beeindruckt, denn geprägt. Aber um einige Namen zu nennen, ich habe bereits als
Kind Karl May, Satre und Dürrenmat gelesen. Ich habe Goethe und Schiller neben
dem kleinen Vampir auf dem Nachttisch liegen gehabt. Märchenbücher aus aller
Welt und Patricia Highsmith abwechselnd verschlungen. Thomas Mann, Dick
Francis, Gerome Doolittle und Astrid Lindgren sind bis heute meine liebste
Lektüre.
Welche Bücher
liest du gerne? Humorvolle romantische Fantasy, wie du sie selbst schreibst
oder etwas ganz anderes, vielleicht sogar blutiger Horror?
Da ich dazu neige, Gelesenes in meine Träume
einzubauen und mit mir als Hauptperson die besonders gruseligen Teile von
Büchern wie „Christine“, „Friedhof der Kuscheltiere“ oder „Tanz der Teufel“
durchzuspielen, habe ich aufgehört, Gruseliges zu lesen. Anspruchsvolle
Literatur, Krimis, Witziges, Romantisches, Dark Fantasy, Historisches, sehr
gerne mit archäologischem Hintergrund, Lovestorys, ach... eigentlich alles was
gut und nicht Horror ist. Früher habe ich jedes Buch bis zum bitteren Ende
durchgelesen, egal wie schlecht. Heute erlaube ich es mir, dann quer zu lesen
oder es ganz weg zu legen.
Und zu guter
Letzt, was erwartet deine Leser in den kommenden Drachenkrieger-Bänden oder hast du sogar schon neue Ideen für ganz
andere Veröffentlichungen?
Band 2 ihrer Drachenkrieger |
Allerdings habe ich noch einige andere Bücher in
verschiedenen Fertigstellungsstadien auf Vorrat liegen. Ich denke, ich kann
jetzt schon verraten, dass das nächste Buch eine Vampirstory sein wird. Das
wird dann aber ein ganz normaler Roman von ca. 300 bis 400 Seiten Umfang
werden. Geplant ist eine 4 bis 5 teilige Saga mit einer ganz neuen Sorte
Vampir. Gemixt aus einer Mischung mit Marshal Art, Manga und Erotik Fantasy
Elementen. Wenn alles klappt wie gewünscht, materialisieren sich die Vampire
dann Ende November zu euch.
Vielen Dank für das Interview und die wirklich schönen
Fragen. Es hat mir viel Freude gemacht, dir darauf antworten zu dürfen.
Liebe Grüße
M.W.
Dankeschön für die
tolle (und ausführliche) Beantwortung der Fragen. Ich hoffe, wir hören noch
viel von dir, egal ob mit den Drachenkriegern
oder mit den neuen Vampiren.
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